Dienstag, 11. Juli 2017

Bauerngarten: kleine Stilkunde


Jetzt habe ich Dich gleich mit der Überschrift gefoppt. Der Bauerngarten, der mittlerweile in aller Munde ist, ist nämlich gar keine historische Gartenform. Und doch ist er groß im Kommen. Wahrscheinlich, weil wir Städter uns bei allen Vorzügen des Urbanen eben doch manchmal nach ländlicher Ruhe und Idylle sehnen. Ein Bauerngarten ist ursprünglich ein Garten, der von Bauern angelegt wurde und das sagt uns schon fast alles darüber, was hier angepflanzt wird: eine Mischung aus Nutzpflanzen und Zierpflanzen. Das trifft heutzutage auf die meisten Schrebergärten und ebenso auf viele Hausgärten in der Stadt zu. Obwohl der Bauerngarten wohl nicht als kunstvoller Gartenstil Eingang in die Gartenliteratur findet, weckt allein das Wort in uns schon ein wohlig-warmes Gefühl. Bauerngarten - das klingt nach Omas warmem Apfelkuchen und sonnigen Nachmittagen zwischen Blumen und Gemüsebeeten. 

Bauerngarten im Hamburger Botanischen Garten, 1913 angelegt. Bildquelle: Wikipedia, User Hallveig, Lizenz CC BY 3.0

Das ländliche Image hat nicht zuletzt der Botanische Garten Hamburg mit geprägt, wo 1913 ein Idealbauerngarten angelegt wurde. Inspiriert durch traditionelle Klostergärten findet sich hier ein Kreuzgang zwischen Beeten, die durch Buchshecken eingefriedet sind. Das vorgestellte idyllische Wilde des Bauerngartens wird hier also durch formale Elemente gezähmt. In der Mitte des Kreuzgangs treffen die vier Wege oft auf ein Rondell mit einer Wasserstelle oder ein rundes Blumenbeet. Warum gerade vier Felder? Abgesehen von der christlichen Kreuzsymbolik bieten sich vier Felder am besten für die Organisation der Fruchtfolge an: je ein Beet für Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehrer und eine Gründüngung. Auch Obst gehört zum Bauerngarten, hat aber keinen Platz in den vier Feldern, sondern wird auf dem Land auf einer gesonderten Streuobstwiese angebaut. Ein Neben- und Durcheinander von Gemüse, Obst und Blumen kennzeichnet den Bauerngaren. Die Blumen dienen dabei nicht nur der Zierde, sondern locken nützliche Insekten und Bestäuber für die Nutzpflanzen in den Garten. Deshalb gehören nach meiner Auffassung auch Nisthilfen für Wildbienen und ein Unterschlupf für Vögel in den Bauerngarten.

Ein formaler Kloster- oder Bauerngarten sieht schon toll aus, auch wenn nicht jeder Hobbygärtner den Platz dafür hat. Bei Bloggerin Sabine aus Franken könnt Ihr Euch anschauen, wie traumhaft ein Bauerngarten mit Kreuzgang anmuten kann.

Dass der Bauerngarten keine historisch gewachsene Gartenform ist, gibt Dir natürlich mehr Interpretationsspielraum. Meine Interpretation siehst Du auf den Fotos von unserem Garten und in der kleinen Liste, die ich Dir unten zusammengestellt habe.

RosenbogenRosenbogen
Taglilien und MargaritenWildwuchs im Gemüsegarten
Vogelhäuschen im BauerngartenRosen und Staudensonnenblumen

Bauerngarten Must-Haves


  • Mischgarten mit Nutzpflanzen (Obst, Gemüse, Kräuter) und Zierpflanzen
  • Wildes Durcheinander und vor allem Nebeneinander von Nutz- und Zierpflanzen
  • Immerblühende Beete
  • Rosen, Stauden und Einjährige
  • Ein Plätzchen für Tiere: Vogelhäuser, Insektenhotels

Bauerngarten Nice-to-Haves


  • Vier Felder mit Hecken und Kreuzgang
  • Rustikale Bauerngartenaccessoires: Terrakottatöpfe, Zinkwannen, Holzfässer
  • Holzzaun, zum Beispiel Staketenzaun

Typische Pflanzen für den Bauerngarten


  • Obst: Obstbäume wie Apfel, Birne, Kirsche oft auf einer Streuobstwiese oder als Spalier am Haus. Auch gut fürs Spalier: echter Wein. Beerenobst wie Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren.
  • Gemüse: mehrjährige Gemüse wie Rhabarber, Artischocken, Spargel. Einjährige Gemüse wie Salate, Tomaten, Rüben, Kohl und und und. 
  • Gehölze: Rosen, Clematis, blühende Hecken, eventuell Buchs als Einfriedung für die Beete. Und natürlich Kräuter wie Lavendel, Salbei, Thymian.
  • Stauden: Zwiebelblumen wie Krokusse, Narzissen, Tulpen, Hyazinthen. Sommerblühende Stauden wie Storchschnabel, Staudensonnenblumen, Gartenmargeriten, Fingerhut und Prachtstauden wie Lupine oder Rittersporn.
  • Ein- und Zweijährige: Ganz typisch für den Bauerngarten sind die zweijährigen Stockrosen. Außerdem: Sonnenblumen, Ringelblumen, Studentenblumen, Zinnien.

Rudbeckia im BauerngartenSonnenblumen und TagetesKräuter im Bauerngarten: SchnittlauchLupine im Bauerngarten
Clematis im BauerngartenInsektenhotel zwischen Rosen
Bauerngarten: Rhabarber neben RosenBauerngartentypisch: RitterspornBauerngartentypisch: FingerhutBauerngartentypisch: Stockrosen

Stilkunde hin oder her, letzten Endes entscheidest Du, was Du schön findest in Abhängigkeit von Deinem Geschmack und Gartentyp. Und auch ein Stilmix in jeder Kombination kann großartige Gartenmomente bereithalten. Willst Du Dich über weitere Gartenstile informieren, empfehle ich Dir den Gartenstil-Guide von Ideas for Home, in dem Gartenexperten verschiedene Gartenstile vom Japanischen Garten über den Naturgarten bis zum Alpinen Steingarten vorstellen. Xenia von Berlingarten hat hier übrigens auch mitgearbeitet und erzählt Dir etwas über den Französischen Garten.

Hier geht es zum Download: Gartenstil-Guide


3 Kommentare:

  1. Es ist doch das schöne, dass man seinen Garten gestalten kann, wie man will. Mein Garten ist einfach ein buntes Durcheinander.

    LG Kathrin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Kathrin, da sage ich doch einfach: Amen!

      Es leben unsere Kreativität und die Lust auf Garten!

      Liebe Grüße
      Jessi

      Löschen
  2. Upps, das finde ich aber nett von Dir :-) Vielen Dank und liebe Grüße
    Sabine

    AntwortenLöschen

Und was denkst Du? Hinterlasse hier einen Kommentar - Deine Meinung zählt!