Jetzt habt Ihr eine Weile nichts von mir gehört. Warum? Frei nach Hape Kerkeling: Ich war dann mal weg. In den letzten Wochen bin ich statt auf meinen Gartenwegen auf dem Camino Francés gewandelt. Zunächst vertrieben wir uns zwei Tage in Barcelona die Zeit und besuchten dann erst einmal mit dem Zug wichtige Stationen des Jakobsweges: Pamplona, Burgos, Astorga. Von Sarria schließlich gingen wir die letzten 116 km zu Fuß.
Das Pilgern hatte ich mir bereits vor Jahren in den Kopf gesetzt, als ich in einer am Jakobsweg gelegenen Stadt studierte. Jeden Tag lief ich auf dem mit bronzenen Muscheln gekennzeichneten Weg zur Uni und bin somit, was die Kilometerzahl anbelangt, wohl bereits gepilgert. Nun wollte ich es jedoch auch einmal richtig machen.
Der Camino Francés ist der Hauptweg, der durch Spanien nach Santiago de Compostela führt. In der Hauptsaison ist es recht voll, von einsamer Wanderung kann also keine Rede sein. Was uns zunächst gewöhnungsbedürftig erschien, wurde dann aber zum besonderen Erlebnis. Menschen aus den verschiedensten Ländern liefen alle gemeinsam auf dasselbe Ziel zu. Das eine oder andere nette Gespräch entspann sich und der solidarische Pilgergruß "Buen Camino" ("Guten Weg!") begleitete uns die ganze Zeit über. Die galicische Landschaft hebt sich auffallend von der in Kastilien ab, ist sie doch viel fruchtbarer und hügeliger. Oft liefen wir durch saftig-grüne Wälder, wo der aus Australien eingeschleppte Eukalyptus - leider - die einheimischen Laubbäume verdrängt. Meinen persönlichen Höhepunkt erlebte ich am vierten Tag der Wanderung. Wir hatten uns bereits vor Anbruch der Morgendämmerung auf den Weg gemacht. Nach einem anstrengenden Aufstieg blickten wir über Berge und Täler, in denen schwer der frühmorgendliche Nebel hing. Wir beobachteten, wie die Sonne hinter einer Bergkuppe aufging. Der zunächst zart leuchtende Horizont fing Feuer und schließlich schob sich die rot brennende Sonnenscheibe in unser Sichtfeld, bis wir nicht mehr hineinblicken konnten. Neben uns sang eine Gruppe spanischer Pilgerinnen das katholische Pilgerlieg "Santa María del Camino". Ein unvergleichlich schöner Morgen.
Am Tag nach unserer Ankunft in Santiago de Compostela ließen wir es dann etwas ruhiger angehen und unternahmen eine Bustour zum "Ende der Welt", Finisterra, wo der Jakobsweg wirklich aufhört, wie es der berühmte Kilometerstein "0" belegt. Nach mittelalterlicher Auffassung endete die Welt tatsächlich hier und wäre man dem Horizont entgegen gefahren, so wäre das Schiff über den Rand der Welt ins Nichts gefallen.
Schließlich machten wir uns auf nach Madrid, wo wir noch einen schönen Tag im Museum verlebten, um schließlich wieder nach Hause zu fliegen, zu Mann, Hund und Garten. Schön, wieder hier zu sein!
Wunderbar durchgehalten. Gratulation
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