Gartenspaziergang Ende Mai

Ende Mai unternehme ich mit Dir noch einen schönen Spaziergang durch meinen Garten, bevor der Juni an unsere Tür klopft. Am frühen Abend laufen wir gemeinsam barfuß durchs Gras. Die Sonne taucht den Garten in warmes Licht und die heiße Luft des Tages ist einer angenehmen Brise gewichen. Der Wonnemonat Mai: Nach einem langen, kalten April ist es endlich doch noch warm geworden. Die überbordende Blütenpracht des Juni lässt sich im Mai durch die Vorhut zart ankündigen. Auf der Kräuterspirale beginnen der Salbei, das Schnittlauch und das Bergbohnenkraut zu blühen. Auch nach der Blüte sind die Kräuter noch sehr schmackhaft. Lässt Du die Kräuter zur Blüte kommen, leistet Du einen wertvollen Beitrag für die Natur, denn Kräuter bieten Bienen und vielen anderen Insekten Nahrung. Du beugst Dich hinunter, steckst Deine Nase in die Kräuter und atmest den aromatischen Duft von Salbei, Ananasminze und Thymian ein.

Vielleicht erzählst Du mir von Deinem Tag, während wir den blühenden Feldtyhmian im Steingarten betrachten. Wir lachen, als eine kleine Eidechse schnell zwischen den Steinen verschwindet und eine Biene sich den Storchschnabelnektar schmecken lässt. Neben all diesen Polsterstauden wecken die hochgewachsenen Schwertlilien und die Lupinen unser Interesse. Neben Stockrosen, die erst später im Sommer blühen, versprühen auch Lupinen einen besonderen Bauerngartencharme. Endlich ist es mir gelungen, beide im Garten anzusiedeln.

Auch der Gartenzaun schmückt sich mit blühendem Grün. Die rankende Clematis Montana ist leider im April stark zurückgefroren und so trägt der Zaun nur Schuhe aus weißem Hornkraut und rosafarbenen Purpurglöckchen.

Während wir zum Rosenbeet hinüber gehen und unsere Fußsohlen den Untergrund des Wandelpfades mit den Baumscheiben erspüren, fachsimpeln wir über den Strauch, der sich an der Spitze des Beetes befindet. Es ist die letzte Pflanze in meinem Garten, bei der ich mir immer noch nicht ganz sicher bin, um was für ein Gehölz es sich handelt. Die Blüten sind blaßrosa und rispenartig geformt. Ich erzähle Dir, dass ich die Blüten mit Fotos in einer Datenbank verglichen habe und vermute, dass es sich um einen Ungarischen Flieder handeln könnte. Du wiegst bedächtig und vielleicht zweifelnd den Kopf.

Durch den efeubewachsenen schmalen Gang neben der Gartenlaube betreten wir schließlich den Gemüsegarten. Zwischen den Hochbeeten blüht hier nur noch der Riesenzierlauch, der die Tulpen abgelöst hat. Dazwischen sprießt die Bienenweide, die ich vor einigen Wochen ausgesät habe, doch bis die Pflanzen in Blüte stehen, dauert es noch etwas. Dafür bewundern wir die Akelei und das tränende Herz im Schattenbeet.

Stolz und voller Vorfreude zeige ich Dir die Blütenstände der Erdbeerpflanzen und die rote Johannisbeere, die bereits voller noch unreifer Früchte hängt. Ich verspreche Dir, dass ich Dich in einigen Wochen auf gezuckerte Johannisbeeren und Erdbeerbowle einlade. Uns beiden läuft das Wasser im Mund zusammen. Während wir uns langsam wieder zur Terrasse bewegen, piekt uns der Rindenmulch auf dem Weg in die Füße.

Margeritenbüsche und die Petunie Night Sky säumen den Eingang zur überdachten Terrasse. Diese Petunie habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal in der Gärtnerei entdeckt. 2016 hat sie den deutsch-holländischen FleuroStar Award erhalten. Erinnert Dich die außergewöhnliche Zeichnung der Blüten nicht wirklich an den Himmel in einer sternenklaren Nacht auf dem Lande, abseits jeder Lichtverschmutzung, wenn sich Deine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt haben und Du die Milchstraße sehen kannst?

Wir lassen uns auf das bequeme Gartensofa fallen und öffnen uns zwei eiskalte Flaschen Berliner Weiße. Oder möchtest Du lieber Limonade? Das Geräusch, als wir die Flaschen öffnen, klingt fast genauso erfrischend wie das Plätschern des Wasserfalls am Teich.

Wenn Dir der Gartenspaziergang Spaß gemacht hat, lass mir doch gern einen Kommentar da. Und komm mich bald wieder im Garten besuchen!