Samstag, 2. April 2016

Ein Lob des Jätens


Unkraut, Beikräuter, Wildkräuter, jäten, rupfen, bekämpfen... wie auch immer Ihr es nennen mögt, es gehört zu den unbeliebtesten Tätigkeiten im Garten, soviel steht fest. Aber warum ist das so? Ich will Euch hier einmal sagen, warum das Jäten doch eigentlich eine schöne Sache ist.

Mit Unkrautplanen, Unkrautvernichtern und Unkrautvliesen verkaufen Baumärkte und Gartencenter vor allem eines: Hoffnung. Die Hoffnung, das Unkraut ein für alle mal loszuwerden und nie wieder auf Knien durchs Beet rutschend das lästige unerwünschte Grün einzeln an der Wurzel herausreißen zu müssen. Diese Hoffnung ist wohl eher eine Illusion. Wie auch immer man das Problem "bei der Wurzel" zu packen sucht - Unkraut vergeht nicht. Denn wenn bestimmte Pflanzen in der Umgebung vorkommen, werden sie sich auch versamen und immer wieder auftauchen.

Beim Jäten von Rosenduft umgeben mit den Händen in der Erde wühlen


Wahrscheinlich ist es gerade das, was das Jäten so unbeliebt macht: die Sisyphos-Ohnmacht, die uns überkommt, wenn im Sommer nach wenigen Wochen - manchmal Tagen - die Beete schon wieder  zugewuchert sind und die Arbeit von Neuem beginnt. Diese immer wiederkehrende Tätigkeit hat aber auch etwas Zyklisches und dadurch Beruhigendes. Kaum komme ich meinem Garten jemals so nah wie beim Unkrautjäten. Viele neue Triebe, versteckte kleine Blüten, selbst Krankheiten an meinen Pflanzen: Nicht selten entdecke ich sie während des Jätens. Mit bloßen Händen in der Erde meines Gartens wühlen, dabei den Duft von Rosen und Lavendel in der Nase, in deren Mitte ich sitze - es gibt mit Sicherheit Schlimmeres als das. Durch das Jäten können wir im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den Boden kommen und uns erden. Nebenbei werden die Beete gleich gelockert. Die Pflanzen danken es uns.

Von Zeigerpflanzen und Salatbeilagen


Unkraut gibt es nicht, sagen viele. Jede Pflanze als Lebewesen hat ihre Daseinsberechtigung. Viele Unkräuter, oder eben auch Wild- oder Beikräuter, erfüllen wichtige Funktionen, zum Beispiel als Pionier- oder Zeigerpflanze eines besonders stickstoffhaltigen Bodens, wie die Vogelmiere. Heißt das, wir sollten vielleicht lieber gar nicht jäten, sondern die wilden Pflanzen einfach weiter wachsen lassen? In Maßen oder an dafür vorgesehenen Stellen kann man das sicher so machen. Allerdings geht es beim Jäten nicht in erster Linie darum, dass der Garten schön ordentlich aussieht. Es geht vielmehr darum, die anderen Pflanzen vor der Verdrängung durch das stark wuchernde Unkraut zu bewahren. Auch wenn man das Unkraut nie völlig los wird: Regelmäßiges Jäten vor der Versamung kann die Wiederkehr langfristig reduzieren. 

Unkrautvernichter wirken zum Teil stark toxisch. Ist es nicht der Mühe wert, unseren Garten und uns selbst davor zu bewahren? Stattdessen könnt Ihr viele Unkräuter als Zutaten einem schmackhaften Salat hinzufügen: Vogelmiere und Löwenzahn sind gute Beispiele. Das kann uns das Jäten ein wenig versüßen.

Mit zunehmender Sonne und Wärme breitet sich auch das Unkraut schneller aus. Jetzt geht es also wieder los, auch bei uns im Schrebergarten. In diesem Sinne: Frohes Jäten!

Hilfreicher Link aus der Gartendatenbank: Unkraut bestimmen durch Bilder


Foto-Credits Banner, alle Creative Commons Lizenz: Bild 1: Löwenzahn, Fotograf Harald Bischoff, Bild 2: Vogelmiere, Fotograf Rasbak, Bild 3: Giersch, Fotograf H. Zell 

4 Kommentare:

  1. Liebe Jessica,
    was für ein schöner Beitrag, Du sprichst mir quasi aus der Seele!!!
    NIE würde ich Gift in meinen Garten sprühen (und das nicht nur wegen der Kinder und der Kaninchen).
    Die (zugegebenermaßen ungeliebten) Ackerwinden sowie den Giersch und den Löwenzahn sowie weitere "Beikräuter" verfüttere ich an die Kaninchen.
    Und wer dicht pflanzt, der hat auch kein Unkraut (ok - das ist z.T. im Gemüsegarten schwieriger)
    Aber ich mache das mit dem zupfen immer so nebenbei und dann ist es garnicht schlimm.
    Am Wochenende bei Rosenschneiden sind mir schon die Hyazinthendüfte in die Nase gestiegen...herrlich!
    Zu Deiner Frage zu den Rosen: Ich habe mit einem extrem starken Rückschnitt bei Rosen schon sehr gute Erfahrungen gemacht, ich hoffe es klappt bei euch auch. Im Prinzip kann man die Rosen bis auf den Boden zurückschneiden.
    Meine Rosen bekommen bei Bedarf Beinwelljauche (selbst angesetzt) und werden nur organisch gedüngt. Wenn früh blühende Rosen nach der ersten Blüte Sternrußtau bekommen (war im letzen Jahr auch bei einigen der Fall) hilft auch ein beherzter Sommerschnitt.
    Ich drücke die Daumen, dass deine Rosen den Radikalschnitt gut überstehen.
    Rosige Frühlingsgrüße von Christine

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Christine,

    danke für Deinen lieben Kommentar und Deine hilfreichen Tipps zu den Rosen. Ich dünge auch nur organisch. Im Frühjahr bekommen die Rosen Kompost und im Juni noch mal Hornspäne. Wir haben dieses Jahr recht stark zurück geschnitten, allerdings nicht bis zum Boden. Mal sehen, ob es reicht. :)

    Liebe Grüße
    Jessica

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Jessica, du sprichst mir aus der Seele - dann muss ich es nicht mehr schreiben, sondern kann ganz einfach auf Facebook teilen. Okay?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Xenia,

      schön, Dich hier zu lesen! Natürlich kannst Du den Artikel sehr gern auf Facebook teilen.

      Liebe Grüße
      Jessica

      Löschen

Und was denkst Du? Hinterlasse hier einen Kommentar - Deine Meinung zählt!